TLDR;
Die Debatte um Scheinselbständigkeit in Deutschland ist für viele Unternehmen und Freelancer eine echte Zwickmühle. Doch es gibt einen cleveren Ansatz, der Risiken minimiert und gleichzeitig Flexibilität im Projektmanagement ermöglicht: der Abschluss von Werkverträgen mit externen Teams.
Beitrag von Sonntag, 4. Februar 2024
Scheinselbständigkeit aktiv vermeiden - mit agilen Werkverträgen
Besonders in der IT- und Kreativbranche ist die Grenze zwischen Selbstständigkeit und abhängiger Beschäftigung oft schwer zu ziehen. Dies führt zu einem zunehmenden Problem: der Scheinselbständigkeit. Dieses Phänomen birgt nicht nur für Freelancer, sondern insbesondere für Unternehmen als Auftraggeber erhebliche Risiken. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bedarf es innovativer Lösungsansätze, die sowohl die Flexibilität agiler Methoden berücksichtigen als auch die rechtliche Sicherheit gewährleisten.
Scheinselbständigkeit: Eine Herausforderung für Unternehmen
Aber was ist eigentlich Scheinselbständigkeit?
Unternehmen profitieren von einer agilen und flexiblen Arbeitsweise, da so schnell auf Marktveränderungen reagiert werden kann. Gleichzeitig tragen sie das Risiko, bei der Beschäftigung von Freelancern in die Falle der Scheinselbständigkeit zu tappen. Dies kann zu Nachforderungen von Sozialversicherungsbeiträgen, Steuern und zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen. Die Abgrenzung zwischen einem selbstständigen Auftragnehmer und einem angestellten Mitarbeiter ist daher entscheidend.
Rechtlicher Hintergrund
Die zunehmende Beanstandung von Scheinselbständigkeit durch die Rentenversicherungen, insbesondere im Rahmen von Betriebsprüfungen, stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Konzerne haben bereits mit der Umstellung ihrer Teams auf reguläre Arbeitnehmerüberlassung reagiert, um rechtlichen Problemen vorzubeugen. Doch diese Maßnahme erweist sich nicht immer als zielführend, vor allem da viele hochqualifizierte Selbständige bewusst eine selbständige Tätigkeit gewählt haben. Die Arbeitnehmerüberlassung kann daher das zugrundeliegende Problem verfehlen, da sie die eigenständige Entscheidung und den Wunsch vieler Freelancer nach Selbständigkeit nicht berücksichtigt. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit alternativer Lösungsansätze, die sowohl die Flexibilität und Autonomie der Selbständigen wahren als auch die rechtlichen Anforderungen der Unternehmen erfüllen.
Funktion der Clearingstelle und Statusfeststellung
Um dieses Risiko zu minimieren, bietet die Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung das Statusfeststellungsverfahren an. Dieses Verfahren ermöglicht es Unternehmen, bereits im Vorfeld eine verbindliche Auskunft darüber zu erhalten, ob die Zusammenarbeit mit einem Freelancer als selbstständige Tätigkeit oder als abhängige Beschäftigung gewertet wird. Die Statusfeststellung schafft somit eine wichtige rechtliche Klarheit und Sicherheit für Unternehmen.
Werkverträge als strategisches Instrument
Eine effektive Strategie zur Vermeidung von Scheinselbständigkeit sind Werkverträge. Im Gegensatz zu Arbeitsverträgen, die sich auf die Erbringung von Arbeitsleistung konzentrieren, definieren Werkverträge ein konkretes Ergebnis oder "Werk", das erbracht werden soll. Dadurch liegt der Fokus auf dem Projektziel und nicht auf der Arbeitsweise, was die selbstständige Natur der Zusammenarbeit unterstreicht. Für Unternehmen bedeutet dies eine deutliche Abgrenzung zur abhängigen Beschäftigung und somit eine Reduzierung des Risikos der Scheinselbständigkeit.
Integration von Scrum in Werkverträge
Agile Methoden wie Scrum bieten eine ideale Grundlage für die Strukturierung von Projekten in Werkverträgen. Jeder Sprint innerhalb eines Scrum-Projekts kann als eigenständiges Teilprojekt mit spezifischen Zielen betrachtet werden, was eine klare Definition des zu liefernden Werks ermöglicht. Die iterative und flexible Natur von Scrum passt perfekt zur Struktur und den Anforderungen von Werkverträgen. Die Bearbeitung in Sprints schafft zusätzlich Transparenz über den Fortschritt und ermöglicht es dem Unternehmen, stets die Kontrolle über das Projekt zu behalten und frühzeitig Anpassungen vorzunehmen.
Mehr Rechtssicherheit mit Scrum-Teams von Netronaut
Ein innovatives Modell, das agile Entwicklungsmethoden und die rechtliche Sicherheit von Werkverträgen kombiniert, könnte folgendermaßen aussehen:
Das gesamte Projekt wird von vornherein als Werkvertrag ausgeschrieben. Dies schafft eine klare rechtliche Grundlage für die Zusammenarbeit.
Die Umsetzung des Projekts erfolgt in Sprints, wobei jeder Sprint spezifische, vorab definierte Ziele verfolgt. Dies fördert die Flexibilität und Effizienz der Projektarbeit.
Durch die juristische Begleitung und die enge Zusammenarbeit mit der Clearingstelle wird die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen sichergestellt. Dies minimiert das Risiko für das Unternehmen und schafft Vertrauen bei allen Beteiligten.
Ein solches Modell verbindet die Vorteile agiler Entwicklung mit der Vermeidung der rechtlichen Risiken der Scheinselbständigkeit.